Warum Bio kaufen? Fakt ist: Die Zukunft geht uns alle was an. Das Problem der ausgelaugten Böden und Umweltverschmutzung ist keine kleine Sorge am Rande, sondern ein existenzielles Problem. Mit Bio-Ernährung kannst du helfen.
Bio-Lebensmittel sind schon lange nicht mehr Teil der Alternativen-Szene, sondern ein fest akzeptierter Teil der Nahrungskultur in Deutschland. Mittlerweile gilt Bio, aufgrund der vermeintlich hohen Preise, sogar als Statussymbol. Nachhaltigkeit ist voll im Trend, aber wem kann man hier vertrauen?
In diesem Artikel kläre ich auf: Was passiert, wenn du zu viele Pestizide und Konservierungsstoffe zu dir nimmst, welchen Biosiegeln du vertrauen kannst und welche massiven Vorteile dir eine biologische Ernährung bringen kann. Nur wohlhabende Menschen können Bio essen, ist ein weiteres Vorurteil. Am Ende findest du meine Tipps und Tricks zur Bio-Ernährung mit Budget. Biologisch, organisch und trotzdem günstig.
Was bedeutet Bio?
Auf physischer Ebene bedeutet Bio, dass Fleisch, Gemüse, Kosmetik und auch Baumwolle ohne synthetische Pestizide, chemische Düngemittel und Gentechnik hergestellt werden. Auch der Kampf gegen die Abholzung der Tropenwälder durch den Verzicht auf Palmöl ist ein wichtiger Punkt bei Bioqualität.
Auf emotionaler Ebene geht die Definition von Bio jedoch noch viel weiter: Immer, wenn du etwas kaufst, unterstützt du logischerweise die Produktion dieser Produkte. Unterstützt du hier die Landwirte, die nachhaltig mit der Sache Umwelt, Tierwohl, Bio-Gemüse- und Obst-Anbau umgehen, vergrößerst du die Reichweite einer Denkweise. So beschäftigen sich langsam aber sicher immer mehr Menschen mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Für mich bedeutet Bio also auch, Produkte zu kaufen, die nicht mit dem Leiden anderer Menschen, Tiere und der Umwelt verknüpft sind.
Das trifft für mich ganz besonders auf tierische Produkte zu: In der Bio-Tierhaltung werden je nach Siegel minimal oder sogar gar keine Antibiotika eingesetzt. Relativ neu ist das 4-Stufen-System, das du vielleicht schon im Supermarkt gesehen hast. Stufe 1. erfüllt die gesetzlichen Anforderungen an Tierhaltung, Stufe 2 kommt mit mehr Platz und Auslauf, Stufe 3 versorgt die Tiere mit frischer Luft und mit Stufe 4 darf das Tier ins Freie. Das alles ist aber noch nicht Bio. Zusätzlich gibt es noch zahlreiche Siegel!
Warum Bio kaufen? Biosiegel im Überblick
Bioqualität wird mit allen möglichen Siegeln beschrieben. Hier dein Überblick:
- EU-Bio-Siegel: das bekannteste und europaweit geltende Biosiegel. Es garantiert, dass mindestens 95 % der Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs aus ökologischer Landwirtschaft stammen. Außerdem bekommen die Tiere Antibiotika ausschließlich zu medizinischen Zwecken – die übermäßige Aufnahme ist vor allem für Frauen extrem problematisch.
- Deutsches Bio-Siegel: Dieses sechseckige Siegel wurde 2001 in Deutschland eingeführt und kennzeichnet Produkte, die den nationalen Bio-Standards entsprechen. Es wird häufig zusätzlich zum EU-Bio-Siegel verwendet.
- Demeter: Ein strengeres Bio-Siegel, das auf anthroposophischen Prinzipien basiert. Demeter-Produkte müssen höheren Anforderungen, vor allem im Hinblick auf biodynamische Landwirtschaft, gerecht werden.
- Bioland: Das Bioland-Siegel kennzeichnet Produkte, die nach den Richtlinien des Bioland-Verbandes hergestellt werden. Diese Richtlinien gehen über die gesetzlichen Mindestanforderungen der EU-Öko-Verordnung hinaus. Natürliche Regeneration von Feldern steht hier mit der 3-Felder-Wirtschaft im Vordergrund. Auch Palmöl wirst du in diesen Produkten vergeblich suchen.
- Naturland: Naturland ist ein Bio-Verband, dessen Siegel nicht nur ökologische, sondern auch soziale Standards wie faire Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit berücksichtigt.
- Biokreis: Ein weiterer deutscher Bio-Verband, der besonders regional ausgerichtete, ökologische Landwirtschaft fördert.
- Ecoland: Ein Bio-Siegel, das hauptsächlich in der Südwestregion Deutschlands bekannt ist und ebenfalls ökologische Standards in der Landwirtschaft sicherstellt.
Meine Favoriten sind aber Bioland und Demeter.
Zum Vergleich: bei Demeter dürfen 3000 Legehennen in einem Gebäude. Beim EU-Siegel sind es 20.000! Außerdem ist überhaupt keine Gentechnik erlaubt. Auch das Futter der Tiere ist 100 % Bio. Nach Rückständen von Medikamenten sucht man hier vergeblich.
Kleiner persönlicher Ausflug in die Biowelt: Im Urlaub habe ich vor ein paar Jahren ganz zufällig den CEO von Bioland kennengelernt. Natürlich war ich super neugierig und wollte wissen, wie kompliziert die Bewerbung für so ein Bioland-Siegel ist. Antwort: Extrem kompliziert. Die Auflagen und Kontrollen sind sehr streng.
Bio ist es also wirklich wert. Es muss nicht immer Bio sein, aber kaufe Produkte mit einem Siegel, das sich mit deiner Vorstellung der Zukunft deckt. Für Tiere und unseren Planeten geht das einen langen, nachhaltigen Weg.
Konservierungsstoffe in Nicht-Bio Lebensmitteln
Bevor ich dir erzähle, was Bio-Nahrung großartiges in deinem Körper bewirkt, starten wir andersherum: Was, wenn du kein Bio isst? Wenn deine Nahrungsmittel zum Großteil verarbeitet sind?
In verarbeiteten Lebensmitteln werden häufig verschiedene Konservierungsstoffe eingesetzt, um deren Haltbarkeit zu verlängern und das Wachstum von Bakterien und Schimmel zu verhindern. Hier ein Überblick über die häufigsten Konservierungsstoffe in Nahrungsmitteln, die nicht unter Bioqualität fallen:
- Natriumnitrit (E250): Wird oft in verarbeiteten Fleischprodukten wie Schinken, Wurst und Speck verwendet. Natriumnitrit kann in Verbindung mit Proteinen Nitrosamine bilden, die als krebserregend gelten. Langfristiger Verzehr kann das Risiko für Magen- und Darmkrebs erhöhen.
. - Benzoesäure und Benzoate (E210-E213): Diese „Es“ werden in Softdrinks, Soßen und Marmeladen verwendet. Sie können bei empfindlichen Personen Allergien, Hautausschläge und Asthma auslösen. Außerdem können sie in Kombination mit Vitamin C Benzol bilden, das als krebserregend gilt
. - BHA und BHT (E320, E321): Diese Antioxidantien werden verwendet, um Fette und Öle in Lebensmitteln stabil zu halten. BHA und BHT stehen im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen und das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Studien an Tieren zeigten, dass sie die Leber schädigen können.
Schädliche Pestizide in der Landwirtschaft
Landwirtschaftliche Felder werden oft Pestizide, Herbizide und Fungizide gesprüht, um Schädlinge, Unkraut und Pilze zu bekämpfen. Das macht vom lukrativen Standpunkt der Landwirte auch Sinn: Schädlinge können ganze Ernten zerstören. Auf der anderen Seite können Giftstoffe wie Glyphosat, Neonicotinoide und Organphosphate ernsthafte gesundheitliche Auswirkungen haben. Nicht nur auf den Menschen, der sie konsumiert, sondern auch auf die Ökosysteme rund um die betroffenen Felder.
- Glyphosat: Wird häufig in Herbiziden verwendet und steht im Verdacht, das Risiko für Krebs, insbesondere Non-Hodgkin-Lymphome, zu erhöhen. Es stören die Darmflora und kann besonders bei Kindern zur Schädigung der Nieren und Leber führen.
. - Neonicotinoide: Diese Pestizide stehen in Verbindung mit dem Bienensterben und könnten beim Menschen neurologische Effekte hervorrufen, darunter Schädigungen des zentralen Nervensystems und eine Beeinträchtigung der Hirnfunktion.
. - Organphosphate: Sie wirken als Nervengift, dass das zentrale Nervensystem beeinträchtigen kann. Langfristige Exposition wird mit einem höheren Risiko für neurologische Erkrankungen und Entwicklungsstörungen bei Kindern in Verbindung gebracht.
Medikamente in der Tierhaltung
In der Nicht-Bio-Tierhaltung werden großflächig Medikamente wie Antibiotika, Hormone und Entzündungshemmer eingesetzt. Das geschieht aus demselben Grund wie auch die Pestizide auf den Feldern: Werden die Tiere krank, stehen die Betreiber der Höfe schnell vor dem finanziellen Ruin. Das Resultat sind Rückstände dieser Substanzen in Fleisch, Milch und Eiern.
Besonders problematisch ist der großflächige Einsatz von Antibiotika, was die Entstehung von multiresistenten Keimen begünstigt. Wir versuchen, weniger zu nehmen, um unsere Darmflora und unseren Körper zu schonen. Aber 529 Tonnen verschiedenster Arten an Antibiotika werden in Deutschland jährlich an Nutztiere verabreicht. Das fördert die Bildung von multiresistenten Keimen, die wir Menschen dann wieder durch die Nahrung aufnehmen. Daran sterben europaweit 30.000 Menschen jährlich.
Rückstände von Hormonen und Medikamenten können zudem hormonelle Ungleichgewichte im menschlichen Körper fördern und langfristig die Gesundheit beeinträchtigen. Der regelmäßige Verzehr solcher belasteten Produkte stellt ein extrem unterschätztes Risiko dar, dem du durch den Kauf von Bio-Lebensmitteln entgegenwirken kannst.
Vorteile von Bio-Lebensmitteln
Kurz und knapp: Das sind deine Vorteile, wenn du mehr biologisch produzierte Lebensmittel in deine Ernährung integrierst.
- Verzicht auf Pestizide: Biologische Lebensmittel sind frei von synthetischen Pestiziden, die das Risiko für Krebs und neurologische Erkrankungen erhöhen.
- Keine chemischen Zusatzstoffe: Bio-Produkte enthalten keine künstlichen Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker oder Farbstoffe, was Allergien und Unverträglichkeiten vorbeugt.
- Höherer Nährstoffgehalt: Studien zeigen, dass Bio-Lebensmittel oft mehr Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien enthalten, die das Immunsystem stärken und vor chronischen Krankheiten schützen. Deine Körper stärkst du übrigens auch mit einer bewussten Esspause!
- Biophotonen! Alles Essenzielle über die kleinen Lichtteilchen erfährst du in diesem Artikel.
- Umweltschutz: Biolandwirtschaft fördert den Erhalt der Böden, reduziert die Wasserverschmutzung und schützt die Biodiversität.
- Tierschutz: Bio-Tierhaltung sorgt für bessere Lebensbedingungen der Tiere, einschließlich artgerechter Haltung und Verzicht auf prophylaktische Antibiotika. Isst du Bio, gehst du einen entscheidenden Schritt gegen Tierleiden.
- Schonung der Böden und Förderung der Biodiversität. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Tropen hilfst du mit Bio dabei, Arten zu schützen.
Bio Lebensmittel mit Budget
Nach all den Siegeln verstehst du jetzt vielleicht auch, warum Bio-Nahrungsmittel oft teurer sind. Mit den höheren Preisen machen die Landwirte verloren gegangene Erträge wieder gut, die vielleicht durch den Einsatz von Pestiziden und Medikamenten verhindert hätten werden können. Fakt ist: Bio essen mit Budget ist machbar, wenn du bewusst planst und Prioritäten setzt.
Um die Bio-Ernährung auch mit begrenztem Budget zu rocken, kannst du saisonale Produkte kaufen, Wochenmärkte besuchen oder direkt bei regionalen Landwirten einkaufen. Auch Aldi und Lidl haben mittlerweile sehr gute und sehr preiswerte Bio-Eigenmarken. Bist du auf dem Weg in einen gesünderen Lebensstil, wirf doch mal einen Blick auf deinen restlichen Konsum.
Wo kannst du vielleicht zucker- und fetthaltige Lebensmittel ersetzen? Eine Flasche Wein einsparen? Einen Monat auf Netflix verzichten? Ich denke, du verstehst die Idee dahinter. Jeder fängt klein an! Deine Produktivität wird es dir danken.
Ein Bio-Lebensmittel im Einkaufskorb ist besser als gar keines. Für alle Bevölkerungsgruppen bleibt jedoch die Herausforderung bestehen, faire Preise mit breiter Zugänglichkeit zu kombinieren – ein Ziel, an dem auch Politik und Handel arbeiten müssen.
Behalte außerdem im Hinterkopf: Was du jetzt an Lebensmitteln sparst, die mit Pestiziden und Nahrungsergänzungsmitteln verseucht sind, legst du später an Gesundheitskosten zehnfach wieder drauf. Finde deine Balance – nicht alles muss Bio sein, aber dein Fokus sollte definitiv auf Nahrung liegen, die ursprünglich ist. Was genau dein Körper überhaupt an Nährstoffen braucht, um optimal zu funktionieren, lernst du hier.
Warum Bio Essen? Hier ist deine Antwort:
Mein letzter Tipp: Natriumcarbonat ist eine tolle Sache. Natron hat die Eigenschaft, die Pestizide herauszuziehen. Wenn ich keinen Zugriff auf Bio-Obst und Gemüse habe, nehme ich einen großen Esslöffel von Natron und mache da ungefähr einen Liter Wasser obendrauf. Dann gebe ich meine Himbeeren oder Blaubeeren, die ich jetzt irgendwo konventionell gekauft habe, rein. 15 Minuten stehen lassen und dann hat man da schon mal die Chemie weg.
Wenn ich jetzt im Restaurant esse, muss das nicht Bio sein. Aber es ist ein Fokus: Einer, der dich und die Gesundheit deiner Familie langfristig unterstützt. Die Zukunft geht uns alle etwas an!
Im Kontext der Pestizide macht es auch mal Sinn, sich auf Schwermetalle zu testen. Wie du dich richtig entgiftest, lernst du hier.